Überdimensionale Erdbeeren an jeder Ecke …

Die einladenden Erdbeerhäuserl sind eine Erfindung der Neuzeit. Schade nur, dass sie nicht halb so naturgetreu aussehen wie die Keen’s Seedling Strawberry aus dem Horticultural Journal. Schon im 19. Jahrhundert legte der Züchter Wert auf große, aber dennoch aromatische Früchte in sattem Rot. Allerdings wäre wohl kaum jemand auf die Idee gekommen sie am Straßenrand zu verkaufen oder die sonnenwarmen Früchte gar vom Käufer selbst pflücken zu lassen!

Spargel – das ganze Jahr!

Leider ein unerfüllter Traum! Auch wenn es im Untertitel des kleinen Büchleins heißt, dass man das ganze Jahr Spargel erzeugen kann, ist damit leider weniger der Anbau gemeint, sondern eher eine Methode zur Haltbarmachung. Um die edlen schlanken Stangen bis in den Dezember frisch zu halten, empfiehlt Friedrich Bartels die Aufbewahrung in einem steinernen Topf wie folgt: Trockene Kleie gemischt mit geröstetem Salz schichtet man abwechselnd mit Spargel bis zum Deckel. Luftdicht verschlossen wird das Ganze mit Talg.

Sommerzeit – die 4. Gottesgeisel!

So sah es zumindest Pfarrer Pröbstl aus Mindelaltheim im Januar 1917 in seiner Zuschrift an den Landwirtschaftlichen Verein in Bayern. Wegen der langen Sommerabende, „an denen die Burschen und Mädchen umher schwärmen“, befürchtete er gar einen großen sittlichen Verfall und rief zum Boykott auf. Hauptgrund der Einführung war die Energieersparnis. Um den Milchzug, der ab 7 Uhr morgens nach München ging, zu erreichen, musste man allerdings weit vor Sonnenaufgang zur Stallarbeit aufstehen. Lichtersparnis? Fehlanzeige!

Vegetarier aller Länder, vereinigt Euch!

Zumindest steht es so im Kochbuch „Auf großer und kleiner Flamme“ von Lore Lorentz. Die Anzahl der vegetarischen Rezepte ist dann allerdings sehr überschaubar. Gemüsebrühe, Spinatroulade, Risotto mit grünem Paprika, Gemüseravioli und das war es dann auch schon. Aber schließlich heißt es ja hier, dass die Hälfte aller Speisen, die ein Vegetarier zu sich nimmt, ungekocht sein soll. Zum satt werden dann auch der  Verweis auf das Kapitel "Manche mögen's roh".

Sind Frauen nur zum Unkrautjäten gut ?

… wenn es nach Baron von Liliencron beim Hanf- und Flachsanbau geht, offensichtlich schon. Er schreibt: „Das Bauen von Flachs und Hanf ist Sache der Männer, die einzige Arbeit, welche dabei, so lange es auf dem Halme steht von Weibern geschieht, ist das Ausjäten des Unkrauts, indes geschieht auch dies unter männlicher Aufsicht.“ Bei der Weiterverarbeitung wie Spinnen und Weben waren dann aber fast ausschließlich die Frauen gefragt.

Maikäfer flieg …

Eine Zeit lang waren Maikäfer fast völlig von der Bildfläche verschwunden. Jeder der brummenden Gesellen war ein Grund zur Freude. Die Schädlingsbekämpfung hatte wohl etwas zu gut funktioniert. Prof. Plieninger hat in seinem kleinen Büchlein 1834 genau geforscht und stuft den Maikäfer nicht als reinen Schädling ein. Als wirksamste Vorbeugungsmaßnahme riet er, die natürlichen Feinde wie Fledermäuse, Maulwürfe und Igel zu schonen und somit ein Gleichgewicht auf natürliche Art herzustellen.

Im Märzen der Bauer

Wer kennt es nicht, das alte Kinderlied: Im Märzen der Bauer, die Rösslein einspannt, er setzt seine Felder und Wiesen instand. Er pflüget den Boden, er egget und sät und rührt seine Hände frühmorgens und spät. Das Bilderbuch für "Hans-Dieter" ist reich illustriert und enthält auch die Noten des alten Volksliedes aus Mähren, das aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts stammt.

Brot und Mehl – die billigsten Nahrungsmittel!

Zumindest heißt es das in der „Roggenfibel“ aus dem Gilde-Verlag, die wohl um 1930 erschien. Das Heftchen ist reich bebildert und mit vielen Sprüchen und Statistiken versehen: „Eine Schnitte Roggenbrot täglich mehr als bisher! Und Du wirst etwas Gutes erweisen: Deinem Geldbeutel, Deiner Gesundheit und vor allem Deinen Kindern!“ oder „Gewiß hat jedes Nahrungsmittel seine besondere Aufgaben, öftere Abwechslung in der Kost ist auch notwendig – aber Brot und Mehlspeisen müssen stets die Grundlage bilden.“

Marzipan – ganz ohne Mandeln?

Wer Marzipan nach Marie Schandris Rezept zubereiten will, schaut zweimal auf die Zutatenliste. Es fehlen tatsächlich die Mandeln. Dafür wird Eier, Zucker, Mehl, Arak und Pottasche verwendet. Der Teig muss mehrere Stunden ruhen und trocknen. Vor dem Backen werden im letzten Durchgang spezielle „Marzipanformen“ aufgedrückt, zur Weihnachtszeit gerne mit entsprechenden Bildmotiven. Dieses Verfahren erinnert sehr stark an die Springerle aus dem süddeutschen Raum - wahre Kunstwerke, die schon mal als essbarer Schmuck den Weihnachtsbaum verzaubern.

Erfolgreich Safran in Deutschland anbauen?

Will man jüngsten Zeitungsberichten Glauben schenken, so ermöglicht das erst der Klimawandel. Praktiziert wurde der Safrananbau aber bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Niederösterreich. Auch hierzulande machte man sich schon vor 200 Jahren Gedanken darüber. Wen wundert es! Safran gilt noch heute als eines der teuersten Gewürze. Ein Hauptgrund hierfür dürfte die beschwerliche Ernte sein. Für 1 Gramm Safran benötigt man mehr als 150 Blüten, die von Hand zu pflücken sind! Außerdem blüht Safran nur einmal im Jahr.

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